Ulrich Roloff-Momin

ULRICH ROLOFF-MOMIN

geboren 1939 in Osnabrück als Ulrich Roloff, nach Abitur und Banklehre ab Herbst 1962 Jurastudium an der Freien Universität Berlin. Während dieser Zeit, 1964, führten Dieter Hilliges, Norbert Körbler, Peter Lipp und ich (alle Mitglieder des Deutschen Alpenvereins mit größerer Ost- und Westalpen-Erfahrung) eine sechsmonatige Karakorum-Expedition durch, deren Ziel die Erstbesteigung des 7.041 m hohen Link Sar war. Wegen schlechten Wetters, von den drei Monaten, die wir am Berg selbst zubrachten, hat es nur drei (!!!) Tage nicht geschneit, ja , es schien sogar die Sonne, brachen wir die Expedition auf 6.400 m Höhe ab. Neben den miserablen Wetterbedingungen hatten wir uns mit dem frühzeitigen Ausfall unserer einheimischen Träger und der damit verbundenen Mehrarbeit für uns (kurz gesagt, wir mußten die gut eineinhalb Tonnen Ausrüstung jetzt selbst schleppen) auseinanderzusetzen, Norbert Körbler und ich wurden zweimal auf 5.600 m Höhe in Lager II von Staublawinen begraben und Norbert Körbler stürzte beim endgültigen Abstieg vom Berg in eine tiefe Gletscherspalte, hing frei am Seil und mußte sich selbst losschneiden, da wir anderen ihm nicht helfen konnten, fiel aber glücklicherweise auf eine mehrere Meter tiefer liegende Schneebrücke, die standhielt und von der er sich zur Seite hin aus der Spalte herausarbeiten konnte. Der Link Sar ist bis heute nicht bestiegen.

Nach 1965 zog ich mich langsam aus dem Extrem-Bergsteigen zurück, legte beide juristischen Staatsexamina ab und war kurze Zeit als Referent im Bundesversicherungsamt tätig.

1966 heirateten die Krankenschwester Helga König und ich. 1967 wurde unser Sohn Kai geboren, 1977 unser Sohn David.
Zu dieser Zeit hatte ich mich bereits von meiner Frau getrennt, die Ehe wurde dann später geschieden. Mit der Mode-Designerin Christina Momin ging ich die zweite Ehe ein, nahm ihren Namen an, was dann auch das einzige blieb. Die Ehe wurde relativ schnell wieder geschieden. 1993 heiratete ich die Kunsthistorikerin Dr. Christine Fischer-Defoy. Wir leben abwechselnd in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, und haben bisher herrliche Reisen in die Südsee, in den Südwesten der USA, nach Uruguay, Südfrankreich und im Jahre 2014 nach Tibet gemacht.

Aus Anlaß der Heinemann-Wahl trat ich 1969 der Berliner F.D.P. bei. Sie war damals die einzige Partei in Berlin, die der Studenten-Revolte nicht mit dem Polizeiknüppel begegnen wollte, sondern deren politische Forderungen ernst nahm und den Dialog suchte. Außerdem hatte sie zu dieser Zeit mit Karl-Hermann Flach, Werner Maihofer und Gerhart Baum Bundespolitiker, mit deren politischen Vorstellungen ich mich identifizieren konnte. Es gab allerdings auch schon Otto Graf Lambsdorff und Hans-Dietrich Genscher, der Bürgerrechts-Liberalismus hatte aber noch wesentlichen Enfluß auf die Parteilinie.

Von 1971 bis 1975 war ich Mitglied der Bezirksverordneten-Versammlung von Berlin-Steglitz
und zeitweise Vorsitzender der dortigen F.D.P.-Fraktion.

Dann kandidierte ich zum Berliner Abgeordnetenhaus und war von
1975 bis 1978 Mitglied der F.D.P.- Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses, in dieser Zeit auch Vorsitzender des neu gebildeten Parlamentsausschusses für Kunst.

Im November 1977 wurde ich vom Konzil der Hochschule der Künste Berlin zum Präsidenten der Hochschule gewählt. Die Berliner CDU hatte vorher vor mir gewarnt, außer der Unterstützung von Kommunisten hätte ich bisher nichts geleistet.
Vergebens.

1984 und 1989 wurde ich mit jeweils größerer Mehrheit in diesem Amt bestätigt.
Während dieser Zeit bekleidete ich für lange Jahre das Amt des Präsidenten der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., des linken der beiden aus der Deutschen Gesellschaft für Bildende Kunst hervorgegangenen Berliner Kunstvereine.
1982 trat ich aus der F.D.P. aus, da diese sich von einer Partei, die auf Bundesebene nachdrücklich auch den Schutz der Bürgerrechte vertrat, immer mehr zu einer reinen Wirtschafts-Partei wandelte, und nun auch in Berlin eine Koalition mit der rechtskonservativen Berliner CDU einging. (Damals ahnte ich nicht, daß ich 9 Jahre später mit Vertretern eben dieser CDU – die allerdings nicht mehr ganz so rechts war – an einem Kabinettstisch sitzen sollte.)

Vom Januar 1991 bis Januar 1996 diente ich als Senator für Kulturelle Angelegenheiten im vereinigten Berlin, nachdem mich Walter Momper gebeten hatte, auf dem Tickett der SPD – ich war ja parteilos – in den Senat zu gehen.

Daniel BarenboimFrank Castorf, Thomas Langhoff und Manuel Schöbel konnte ich als Intendanten nach Berlin verpflichten, eine allzu dreiste politische Hexenjagd der CDU auf Künstler aus der ehemaligen DDR verhindern und die politischen Voraussetzungen für die Zusammenführung der ehemaligen Akademie der Künste der DDR mit der Akademie der Künste des ehemaligen West-Berlin durchsetzen. Als besonders genugtuend empfinde ich es auch heute noch, die „Topographie des Terrors“ – ebenfalls gegen den Widerstand der CDU – dadurch dauerhaft gesichert zuhaben, daß ich sie in eine Stiftung des öffentlichen Rechts überführte, in deren Satzung ich wesentliche Mitwirkungsrechte derjenigen verankern konnte, die Ende der 70iger/Anfang der 80iger Jahre den Anstoß gegeben hatten, die Erinnerung u.a. an die Zentralen der SS und der GeStaPo in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße wachzuhalten und die dort begangenen und von dort ausgegangenen Gräueltaten zu dokumentieren.

1993 vollzog ich den Beschluß des Senats von Berlin, die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin einschließlich des Schiller-Theaters nicht mehr als Staatstheater weiterzuführen, löste damit heftigste Kontroversen aus, blieb gegenüber allen Forderungen nach Rücknahme des Beschlusses stur, grub damit mein politisches Grab, wurde zur Unperson und 1996 von der Berliner SPD nicht mehr nominiert, nachdem Walter Momper in der innerparteilichen Wahl zum Spitzenkandidaten der Berliner SPD unterlegen war und mit Ditmar Staffelt ein weiterer Unterstützer meiner Arbeit parteiintern gemobbt worden war.

Über meine Amtszeit habe ich ein Buch mit dem Titel: „Zuletzt: Kultur“ geschrieben. Es ist vergriffen.

Im Dezember 2002 habe ich nach langen Gesprächen und Recherchen – unter Mitarbeit meiner Frau, Dr. Christine Fischer-Defoy , die bisher einzige ausführliche Biographie über den Dirigenten Kurt Sanderlingveröffentlicht

Nachdem ich von 1954 bis 1965 dem Extrem-Bergsteigen

(u.a. Fleichsbank-Ost und -Südostwand, Totenkirchl-Westwand, alle klassischen Nordwand-Routen der Drei Zinnen, 13. Begehung der Hasse-Brandler-Löw-Lehne-Route durch die Nordwand der Großen Zinne, Civetta-Nordwestwand, 17. Begehung der Su-Alto-Nordwestwand, Monte-Agner-Nordkante, Mont Blanc – Peuterey-Grat – Nadelgrat, Mont-Maudit-Teufelsgrat, Grand-Capucin-Ostwand, Monte-Rosa-Ostwand, Weißhorn-Überschreitung),

von 1980 bis 1991 dem Lang- und Ultra-Langlauf

(neben dutzenden anderen Marathon-Läufen habe ich mehrmals am Berlin-Marathon teilgenommen, habe mich 1984 beim New-York-Marathon mit meiner Bestzeit von 2:44.17 Std. für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften 1985 im Marathon qualifiziert, habe beim Boston-Marathon den Heartbreak-Hill kennengelernt, und bin schließlich über die Marathon-Distanz hinausgegangen und habe neben vielen anderen 100-km-Läufen auch am 100-km-Lauf von Biel teilgenommen)

verfallen war,

ist jetzt Golf mein Hobby.

Wobei gilt, was mal ein Pro gesagt hat: „Golf ist kein Spiel auf Leben und Tod. Golf ist viel mehr…..“

Am 24. Juli 2015 habe ich im G&CC Fleesensee auf dem TUI-Course, Loch 3, Par 3, 157 m, unter Zeugen ein Hole-in-One geschlagen.

Ulrich Roloff-Momin